Gestern berichtete die Tagesschau unter der Überschrift „Zahl der Einwanderer sinkt – Immer mehr Menschen verlassen Deutschland“
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6840308,00.html
dass 155.000 Bundesbürger im Jahre 2006 ihren Wohnsitz ins Ausland verlegten. Und dass zum ersten Mal die Zahl der Einwanderer sinkt.
Die Zahl derer, die sich nicht abgemeldet haben, aber ihren Lebensmittelpunkt ins Ausland verlegten, dürfte bei mindestens noch einmal 150.000 liegen. Grund könnte z.B. sein, dass sie in einem Land leben, das nach dem Doppelbesteuerungsabkommen einen steuerunschädlichen Zweitwohnsitz in Deutschland ermöglicht. Oder dass es ihnen ganz recht ist, wenn man sie nicht mehr findet.
Dass Deutschland für Profis immer uninteressanter wird, zeigte ja schon die Greencard für Inder, die dann lieber andere Länder bevorzugten. Heute sagte mir ein Kunde am Telefon wörtlich:
„Deutschland ist eine bürokratische Bananenrepublik*, in der eines Tages nur noch Sozialhilfeempfänger und Großindustrie übrig bleiben. Den Sozialhilfeempfängern kann man nichts mehr nehmen und die Großindustrie lässt sich nichts nehmen.“
Wenn dieses Szenario Wirklichkeit wird, dann wird Deutschland ein ernstzunehmender Konkurrent für China. Denn die Sozialhilfeempfänger produzieren zum absoluten Billiglohn – und die Großindustrie bleibt Exportweltmeister.
Was hat das mit Ihnen zu tun?
Sie entscheiden heute, ob Sie mit der Rechtsform Ihres Unternehmens morgen zu den Gewinnern oder Verlierern gehören. Denn Ihr kreatives Bundeskabinett hat am 23. Mai 2007 eine GmbH-Reform beschlossen, die voraussichtlich zum 01. Januar 2008 in Kraft treten wird.
Hier eine erste Einschätzung aus der Sicht eines Unternehmers, also aus Ihrer Sicht
An großen Sprüchen mangelt es – wie immer – nicht:
http://www.bmj.bund.de/enid/Gesellschaftsrecht/Die_GmbH-Reform_ts.html
„Wir setzen ein deutliches Signal an Unternehmensgründer und Investoren: Die Gründung von Gesellschaften mit beschränkter Haftung wird in Deutschland deutlich leichter und schneller möglich sein. Zugleich wappnen wir die bewährte und erfolgreiche Unternehmensform der GmbH für den internationalen Wettbewerb, indem wir bestehende Nachteile ausgleichen, ohne die Vorteile des deutschen GmbH-Rechts aufzugeben. Die GmbH wird besser gegen Missbräuche geschützt sein, insbesondere im Insolvenzfall“, erläuterte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries.
Das ist natürlich total lächerlich, denn eine Verbesserung gegenüber den EU-Konkurrenten England und Spanien ist die Reform nicht.
Englische Ltd. und spanische S.L. schlagen die GmbH um Längen.
Welcher Engländer oder Spanier käme auf die fatale Idee, eine deutsche GmbH zu gründen?
So lesen wir in der Pressemitteilung des Bundesministeriums der Justiz:
„Um Unternehmungsgründungen zu erleichtern, wird das Mindestkapital einer GmbH künftig von 25.000 auf 10.000 Euro abgesenkt. Die Eintragungsverfahren werden beschleunigt, indem sie vom Verfahren um die verwaltungsrechtliche Genehmigung abgekoppelt werden. Weiter schlägt der Entwurf vor, eine Art gutgläubigen Erwerb der Geschäftsanteile einzuführen. Missbräuche der GmbH in der Krise durch so genannte ‚Firmenbestatter‘, die angeschlagene GmbHs durch Abberufung von Geschäftsführern und durch Aufgabe des Geschäftslokals einer ordnungsgemäßen Insolvenz zu entziehen suchen, sollen verhindert werden.“
Es darf gelacht werden!
10.000 Euro Stammkapital sind Wucher, wenn für die Limited der Gegenwert einer Packung Zigaretten genügt!
Für eine spanische S.L. genügen 3.006 Euro, die auf dem Bankkonto aber sofort wieder zur Verfügung stehen.
Missbräuche durch so genannte „Firmenbestatter“ werden ebenfalls nicht verhindert. Außerdem ist das kein Argument, das für die Gründung einer GmbH spricht – im Gegenteil! Die extreme Verschärfung des Haftungsrechts in Deutschland war die Geburtsstunde der Firmenbestatter. Haftung und Eintreiben von hohen Bußgeldern wird durch die „Reform“ sogar noch verschärft.
Das Argument „Ein Mindeststammkapital von 10.000 Euro ist andererseits als Seriösitätsschwelle sinnvoll“ ist Augenwischerei. Im Insolvenzfall ist es völlig egal, wie hoch anfangs das Stammkapital war. Für den Unternehmer ist es deshalb viel wichtiger, was im Insolvenzfall passiert. Und auf diesem Gebiet ist Deutschland Weltmeister:
Schneller als in Deutschland werden Menschen nur noch in offiziellen Diktaturen kriminalisiert. Aus einem deutschen Unternehmer wird in Windeseile ein Sozialhilfeempfänger, wenn man ihm nur einen relativ unbedeutenden Fehler nachweist. Das ist Fakt, denn nicht einmal Rechtsanwälte kennen die ca. 2.000 Paragrafen auswendig, die ein GmbH-Geschäftsführer kennen muss.
Der Bürokraten-Apparat wurde ebenfalls beibehalten, so bleibt z.B. Ihre IHK auch in das Genehmigungsverfahren der neuen GmbH eingebunden. Die IHK ist ein Vehikel aus dem letzten Jahrhundert, das kein Mensch wirklich braucht ˆ und das es in anderen Ländern nicht gibt.
Was noch wichtig ist:
Der Staat braucht mehr Geld. Das ist der eigentliche Grund von Reformen. Hier ein Beispiel:
Verstöße gegen die Veröffentlichungspflicht werden jetzt automatisch von Amts wegen geahndet. Deutsche Perfektion, damit dem Staat keine Bußgelder mehr durch die Lappen gehen. Schließlich sind diese im Staatshaushalt fest einkalkuliert. Das Ordnungsgeld beginnt übrigens bei 2.500 Euro, also schon bei Kleinigkeiten.
Ein Steuerberater sagte mir gestern, dass in den meisten Fällen die Fremdfinanzierung weiterhin günstiger sein wird als die Finanzierung über die einbehaltenen Gewinne. Das liegt genau im Interesse der Banken. Denen ist es ein Dorn im Auge, wenn sich Unternehmer selbst finanzieren.
Ein Rechtsformwechsel – heraus aus der Personengesellschaft – ist auf jeden Fall ein Thema, denn die steuerlichen Vorteile der Personengesellschaft schwinden. Aufgrund der Steuersenkung birgt sie höhere steuerliche Gefahren und ist in Zukunft ungünstiger.
Wer allerdings blindlings von der Personengesellschaft in die neue deutsche GmbH wechselt, könnte sich haftungsrechtlich noch schlechter stellen.
Wer profitiert von der GmbH nach dem 1.1.2008 am meisten?
Der deutsche Unternehmer wohl kaum. Demnach profitiert nur der Staat, falls genügend Unternehmer auf die Lockrufe von Frau Zypries hereinfallen.
* Anmerkung zu „Deutschland ist eine bürokratische Bananenrepublik“:
Was uns Länder wie Russland, Südafrika und China vorgemacht haben – die Ratifizierung der UN-Konvention gegen Korruption – das schaffen wir in Deutschland nicht.
Der Straftatbestand der Abgeordnetenbestechung ist derzeit vollkommen unzulänglich in Paragraf 108e des Strafgesetzbuches geregelt und praktisch nicht anwendbar, wie der Bund der Steuerzahler heute mitteilte.
Aber in Deutschland ist es offensichtlich so: Was für Manager und Unternehmer gilt, gilt für Abgeordnete noch lange nicht. Ist Deutschland „das Kolumbien Europas“? Entschuldigung, ich wollte Kolumbien nicht beleidigen…
Was ist zu tun?
A)
Wenn Sie eine GmbH gründen wollen, dann spielen Sie unbedingt den Worst Case, den schlechtesten oder den ungünstigsten anzunehmenden Fall durch. Am besten mit einem auf Insolvenz spezialisierten Anwalt. Fragen Sie mich, ich nenne Ihnen einen der besten!
Wenn Sie dann wissen, was Ihnen passieren kann, gibt es 2 Möglichkeiten:
1. Entweder Sie sind so naiv und glauben, dass Ihnen das nie passieren kann – oder
2. Sie lassen die Finger von einer deutschen GmbH und gründen eine GmbH nach dem unternehmerfreundlicheren und risikoloseren Recht eines anderen EU-Landes (z.B. Ltd., S.L., etc.).
B)
Wenn Sie bereits eine GmbH führen:
Ich nenne Ihnen gerne einen kompetenten Steuerberater, der sich im internationalen Steuerrecht auskennt und deshalb auch keine Probleme damit hat, Ihnen die GmbH eines anderen EU-Landes zu empfehlen, wenn das für Sie sinnvoller ist.
C)
Anders als die Andern – besser als die GmbH
Wenn Sie einen Rechtsformwechsel planen, dann fordern Sie weitere Informationen an.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Strategiedoktor
Horst D. Deckert
http://www.strategie.com
P.S.: Machen Sie zu wenig Umsatz? Bleibt unterm Strich noch genug übrig? Rufen Sie mich an: 0034-606551781 oder senden Sie mir eine Mail.